Sonntag, 14 Juli 2024 13:46

Diabetes in Sachsen - ein wachsendes Problem und seine Folgen

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Diabetes in Sachsen Diabetes in Sachsen fot: pixabay

In Sachsen hat sich Diabetes Typ 2 zu einer verbreiteten Volkskrankheit entwickelt. Jeder achte Einwohner ist mittlerweile betroffen, wobei der Freistaat deutschlandweit die höchsten Krankheitsraten verzeichnet. Dr. Tobias Wiesner, ein führender Diabetologe am MVZ Stoffwechselmedizin in Leipzig und Mitglied im Vorstand der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), betont die Tragweite dieser Krankheit, die oft unterschätzt wird, da sie anfänglich keine Schmerzen verursacht und somit lange unerkannt bleiben kann.

Regionale Unterschiede in der Krankheitshäufigkeit

In einer Studie des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) wurde festgestellt, dass die Morbidität in Sachsen bei 139,53 Personen je 1000 Einwohner liegt, was 60 Prozent über dem Bundesdurchschnitt ist. Besonders betroffen sind die Landkreise Görlitz, Nordsachsen, Bautzen und die Stadt Chemnitz, während Leipzig und Dresden die niedrigsten Raten aufweisen. Dr. Wiesner erklärt, dass die hohen Zahlen nicht nur auf eine alternde Bevölkerung zurückzuführen sind, sondern auch auf Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung.

Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen

Dr. Wiesner und andere Experten weisen auf mehrere Risikofaktoren für Typ - 2 - Diabetes hin, darunter genetische Veranlagung, Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität. Besonders alarmierend ist das Risiko für Personen mit Diabetes in der Familie, bei denen das Erkrankungsrisiko um 50 Prozent steigt. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt Dr. Wiesner regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ab 35 Jahren und eine gesunde Lebensweise. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und Salz, regelmäßige Bewegung und der bewusste Umgang mit Essenszeiten.

Die sozioökonomischen Auswirkungen

Die Krankheit betrifft nicht nur die Gesundheit, sondern spiegelt auch soziale und ökonomische Unterschiede wider. Menschen mit niedrigerem Bildungsstand und Sozialhilfeempfänger sind überproportional betroffen. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass gesunde Lebensmittel oft teurer sind und weniger verfügbar für Menschen mit geringerem Einkommen. Dr. Wiesner fordert daher politische Maßnahmen, wie eine Anpassung der Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel, um den Zugang zu einer gesünderen Ernährung zu erleichtern.

Handlungsbedarf auf vielen Ebenen

Angesichts der steigenden Diabetesraten in Sachsen und den ernsten gesundheitlichen sowie sozialen Folgen besteht dringender Handlungsbedarf. Es gilt, umfassende Präventionsstrategien zu entwickeln, die sowohl medizinische als auch soziale Komponenten berücksichtigen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft setzt sich für verbesserte Präventionsprogramme ein und betont die Bedeutung von Bildung und sozialer Unterstützung, um die Epidemie einzudämmen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen von Staat, Gesundheitswesen und Gesellschaft kann die Verbreitung von Diabetes wirksam bekämpft werden.

Quelle: TAG24